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  • Beitrag zuletzt geändert am:30. März 2025
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  • Beitrags-Kategorie:Kultur & Zeitgeist

Anja Zoerner

Webdesignerin, Unternehmerin, Publizistin

Von wegen lesen ist uncool! Über den Run zur Buchmesse – kein Märchen

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Volle Hallen, leuchtende Augen, neue Rekorde: Die Leipziger Buchmesse 2025 zeigt eindrucksvoll, was viele nicht mehr für möglich hielten. Bücher sind lebendig wie nie – und der Wunsch nach echten Geschichten, greifbaren Seiten und literarischem Austausch ist größer als jeder Algorithmus.

Leipzig feiert die Buchwelt und einen Besucherrekord

„So voll waren wir noch nie.“ Mit diesen Worten fasst die Messeleitung die Leipziger Buchmesse 2025 zusammen. Die Zahl der Besucher*innen überstieg alle Erwartungen. Und das in einer Zeit, in der TikToks um Aufmerksamkeit buhlen, KI-Tools Texte generieren und Lesemüdigkeit als Zeitgeistphänomen galt.

Doch was Leipzig zeigte: Der Hunger nach echten Geschichten ist da. Er war nie weg. Nur leiser geworden, überlagert von Tempo, Technik und täglicher Reizflut. Jetzt drängt er zurück ins Sichtbare – mit Kraft.

#Bücherliebe reloaded

Warum drängen sich Tausende durch volle Hallen, obwohl jedes Buch auch digital verfügbar ist? Weil ein Buch mehr ist als sein Text. Es ist ein Moment, den man greifen kann. Ein Dialog mit einem Menschen, der schreibt. Und eine Einladung, langsamer zu werden – in einer Welt, die immer schneller klickt.

Bücher erzählen nicht nur Geschichten, sie stiften Bedeutung. Wer sich in Leipzig umsah, spürte: Die Sehnsucht nach Echtheit ist spürbar. Und sie ist stärker als jeder Feed.
Zwischen Autor*innengesprächen, Signierschlange und Indie-Ständen wurde klar: Das, was bleibt, sind nicht Daten – sondern Sätze, die gemeint sind. Geschichten, die bleiben wollen.

Bücher sind lebendig – und sie verändern sich

Wer das Buch für ein Auslaufmodell hält, verwechselt Form mit Funktion.
Vielleicht lesen wir heute fragmentierter. Vielleicht wechselt das Format. Aber das Bedürfnis bleibt: nach Tiefe, Resonanz, Reibung.

Inmitten digitaler Reizüberflutung braucht es Orte, die stiller sind – aber nicht leer. Bücher sind solche Orte.
Wer liest, lässt sich ein. Nicht auf das Nächste – sondern auf das Eigentliche.

Das Märchen vom langsamen Medium

Lesen braucht Zeit – ja. Doch genau das macht es wertvoll. Es trainiert das Denken, fördert Empathie, fordert Urteilskraft. Literatur ist kein Luxusgut für Eliten sondern eine Einladung zur Weltaneignung. Kein Hochglanzprodukt, sondern ein Resonanzraum.

Und wer dachte, das Publikum habe sich abgewendet, wurde in Leipzig eines Besseren belehrt.

Fazit: Kein Trend. Ein Signal.

Lesen braucht Zeit. Und genau das ist seine Stärke. Wer heute ein Buch aufschlägt, entscheidet sich gegen Tempo, für Bedeutung. Dass immer mehr Menschen das wieder tun, ist kein Zufall.
Es ist ein leiser Aufbruch.

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